📍 Ventimiglia
🗓️ 2025-09-12
🌡️ 25 °C
🚙 138 km gefahren
Der frühe Vogel war am Morgen noch sehr müde und wollte eigentlich gar nicht aufstehen. Da wir aber zu unserem ganz großen Urlaubshighlight fahren wollten und so viel Zeit wie möglich dort verbringen wollten, rafften wir uns auf und sagten dem beginnenden Tag Hallo.
Die LGKS (Ligurische Grenzkammstraße) ist eine alte Militär- und Grenzstraße in Ligurien, die entlang der Grenze zwischen Frankreich und Italien verläuft. Ursprünglich wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts angelegt, um die vielen Festungen am Grenzkamm miteinander zu verbinden und Truppen schnell verlegen zu können. Heute ist sie Kulturerbe, Naturzone – und ein Traumziel für Offroader, Wanderer und Radfahrer. Die Zufahrt ist streng reglementiert: Man muss Tickets vorab kaufen – und davon gibt es nicht viele. Wir waren sehr gespannt, was uns erwartete.
Erst kurz unterwegs, fanden wir schon die erste Bar und damit auch den ersten Kaffee. Er sorgte für den nötigen Kick und bekam 4 von 5 Punkten ☕.
Der Weg zur LGKS verlief problemlos. Zeitig erreichten wir die kleine Holzhütte, zeigten unser Ticket, bekamen den im Voraus gekauften Magneten und mussten nur kurz warten – dann ging es auch schon los! Der Wettergott meinte es gut: strahlend blauer Himmel, Sonne, nur ein paar Quellwolken über den Gipfeln. Bald waren wir über 2.000 Meter hoch, die Baumgrenze lag unter uns, der Berg zeigte sich in weißem Gestein und kurzem Gras.
Nach kurzer Fahrt standen wir plötzlich vor einer Ampel – sie regelte eine besonders schmale Passage. Das Prinzip: Ab 08:30 Uhr gibt es 10 Minuten Grün, dann 50 Minuten Rot. Da wir sehr früh dran waren, kam uns kein Gegenverkehr entgegen. Gemeinsam mit zwei weiteren Suzukis und einigen Motorradfahrern standen wir fast 45 Minuten. Die Radfahrer ignorierten das Signal. Als es grün wurde, ließen wir die Motorräder vor und folgten dann durch das beeindruckende Gebirge. Panorama zum Niederknien – wir waren sprachlos. Heute geht es hier nicht mehr um Militär und Grenzschutz, sondern darum, die sensible Natur zu schützen – deswegen Ticketpflicht und Ampelregelung.
Die Strecke war anspruchsvoll, aber machbar. Und plötzlich kam uns ein kleiner Fiat Panda entgegen 😲 Wie macht der das? Tragen die den? Gibt es hier einen Aufzug? Kann der fliegen? Krass!
Nach rund einer Stunde ging es wieder bergab, hinein in die Nähe der Baumgrenze. Irgendetwas stimmte nicht – bei über 2.000 Metern hätten eigentlich kaum mehr Bäume wachsen sollen. Wir hofften, dass es bald wieder hinauf zu den Festungen gehen würde. Doch Fehlanzeige. Es ging weiter hinab, durch Wald, bis zu einer weiteren Holzhütte, die offensichtlich den Startpunkt der Gegenrichtung markierte. Das war alles? Hatten wir uns verfahren?
Andere Offroader kamen uns entgegen oder überholten uns, es wurde voller, aber nie wirklich hektisch. Ein belgischer Biker fragte, ob er hier auf der „Salzstraße“ sei. Ja, er war richtig – aber wir auch? Festungen hatte er keine gesehen. Ein kurzer Blick bei Google zeigte, dass wahrscheinlich das Fort am nahen Col de Tende gemeint war. Dort entstanden im 19. Jahrhundert große Befestigungen wie das Forte Centrale oder das Forte Alto, die Italien einst gegen Frankreich absichern sollten. Wir hatten sie nur ganz zu Beginn auf unseren Luftaufnahmen erhascht.
So blieb es: Das Stück durch das Bergmassiv war beeindruckend, die Festungen müssen wir uns ein anderes Mal vornehmen.
Also folgten wir weiter dem Navi und dem Track, über zahlreiche Kehren auf den nächsten Pass hinauf. Oben trafen wir auf Mountainbiker und Gravelbiker. Regine bot an, sie bei der Abfahrt zu fotografieren – Grüße an dieser Stelle, starke Leistung von euch!
Dann begann der Abstieg – und das war wörtlich zu nehmen 😳 Geröll, dicke Felsstufen, enge Kehren, kein Ende in Sicht. Einige Male räumten wir den Weg lieber frei, um den Vitaralino zu schonen. Ein Aufsetzen hier hätte übel enden können. Irgendwann war auch das geschafft – um ein paar Nerven ärmer, aber heil unten angekommen.
Die nächste Kreuzung brachte uns kurz ins Grübeln: normale Straßenschilder, die Schranke war offen, aber kein grünes Schild angeschlagen. Weiter der Navi nach – wir hatten schließlich in den Karpaten gelernt: weiche nie vom Track ab. Der Weg wurde besser, stellenweise sogar angenehm. Leider zogen Wolken auf und der Ausblick verschwand.
Und dann kam der Schreckmoment des Tages: Die Servolenkung versagte plötzlich. Geradeausfahren ging, links lenken nur noch mit Mühe, rechts lenken nur mit massivem Kraftaufwand. Uns war sofort klar: Das konnte viele Ursachen haben – zu wenig Hydraulikflüssigkeit, eine gebrochene Pumpe, vielleicht auch nur ein festsitzendes Kreuzgelenk? Sicher war nur: Mitten in den Bergen war das kein Ort für größere Experimente.
Nach all den Höhenmetern, staubigen Pisten und der geballten Geschichte der LGKS erreichten wir schließlich Ventimiglia – und damit das Mittelmeer. 🌊
Von der Unterkunft aus machten wir uns gleich noch auf den Weg zum Strand, lauschten den Wellen und sahen den letzten Sonnenstrahlen am Horizont nach. Ein perfekter Übergang: Berge hinter uns, Meer vor uns. Den Tag ließen wir stilecht mit einer richtig guten italienischen Pizza ausklingen – Dolce Vita nach Offroad-Abenteuer. 🍕☀️
Fazit: Die LGKS war eine eindrucksvolle Erfahrung – eine Mischung aus Geschichte, Natur und Offroad-Abenteuer. Auch wenn wir die Festungen diesmal verpasst haben, die Strecke selbst war ein Highlight für sich. Besonders spannend ist, dass eine ehemals militärische Grenzstraße heute Wanderer, Radfahrer und Offroader gleichermaßen begeistert – und aus einem Symbol der Abgrenzung ein gemeinsamer Erlebnisraum geworden ist. Doch am Ende überschattete ein technisches Problem die Euphorie: unser treuer Vitaralino zeigte plötzlich Schwächen in der Lenkung. Was dahintersteckt – und ob es unsere Reise gefährdet – das erfahrt ihr morgen… 🚙⛰️
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Ja, nur erst die Bilder angesehen. Das ist schon ein Erlebnis heute Danke u. GRUSS Herbert