Guten Abend aus einen Zelt im Nirgendwo 🙂

DN66A-mehr Offroad geht nicht. Letztes Jahr haben wir einen Teil dieser Strecke bereits befahren und waren offroadmässig sehr begeistert, auch wenn der damalige Wagen eigentlich nicht dafür gedacht war. Die Natur ist hier so pur und so gross, dass man immer ergriffen ist. Wir hatten uns für diese Tour ein paar Highlights rausgesucht, an denen wir unbedingt Pause machen wollten, weil das so beim letzten Mal nicht geklappt hat.
Der Offroad-Teil wird Marco euch beschreiben, ich gebe ein paar allgemeine Einblicke unseres Tages.

Die DN66A geht kontinuierlich an dem kleinen Fluss Cerna entlang, mal ganz dicht mal etwas weiter entfernt. Mal ist der Fluss etwas grösser mal etwas kleiner und nur noch wie ein Bachlauf. Ihre Quelle hat die Cerna tief in den Karpaten und geht dann Richtung Herkulesbad, wo auch heisse Quellen zu finden sind und der Tourismus entsprechend gross ist. Ähnlich wie in unseren Kurbadeorten. Nach vielen dahingeschlängelten Kilometern mündet die Cerna schließlich in die Donau bei Orșova.
Den ersten Stopp haben wir wie letztes Mal in Cerna Sat gemacht. Ein ganz kleines Örtchen mit vielleicht zehn Häusern und gefühlten fünf Einwohner. Es ist sehr ruhig und beschaulich. Man begegnet kaum einem anderen Menschen, aber es laufen Kühe auf den Weiden und der Strasse herum und es ist ein grosser Funkturm dort, so das wir ein Lebenszeichen nach Hause geschickt haben.
Marco hat den Kopter ausgepackt für ein paar wirklich schöne Luftaufnahmen gemacht. Ich habe mich an einigen sehr verfallenen Häusern mit meiner Art von Fotografie beschäftigt.
Dann ging es weiter zu einer Pension, in derer Nähe eine sehr faszinierende tiefe Schlucht zu finden ist. Es geht ca. 200 m in den Berg hinein mit vermeintlich tiefschwarzem Wasser. Doch das täuscht. Die extrem hohen Felsen werfen einfach so viel Schatten auf das Wasser. Man muss etwas klettern, aber das kennen wir ja schon, um zu einer Art natürlicher „Halfpipe“ zu gelangen, an deren Ende man einen Wasserfall sehen kann. Diese halbe Röhre war früher eine Höhle und die Decke ist irgendwann eingefallen, so dass man jetzt eine Halfpipe hat.
Auch hier hat Marco den Kopter ausgepackt und steigen lassen, was aufgrund der engen Schlucht etwas schwierig war. Wir haben uns noch eine ganze Weile hier aufgehalten und den Ort auf uns wirken lassen, wobei wir wirklich erstaunt waren, wie viele andere Besucher gekommen sind. In der Pension spielte sogar irgendwann Livemusik.
Weiter ging es zu einem alten Hotel, das von aussen ganz okay aussah, aber eindeutig verlassen ist. Hier wollten wir ein bisschen stöbern und den Zeitgeist auf uns wirken lassen. Die untere Etage scheint über die Zeit immer mal wieder als Kuhunterstand zu dienen. Der Boden ist reichlich mit ausgetrocknete Kuhfladen bedeckten – zum Glück geruchlos 😀
Das Hotel wirkt wie viele Häuser hier, angefangen und nicht zu Ende gebaut. Die Fassade ist nahezu fertig, der komplette Innenausbau fehlt . Ob da jemals mehr drin war, kann man nicht mehr sehen. Es ist allerdings nichts kaputt. Kein Vandalismus und auch kein Grafiti an den Wänden.

Als nächster Stop war der Staudamm anvisiert, der die Cerna zu einem riesigen Stausee auflaufen lässt. Wir hatten so mega Glück mit dem Wetter, strahlenblauer Himmel nur ein paar Wölkchen, Sonne und schön warm. Das perfekte Wetter für diese Kulisse. Wir haben uns so gefreut. Leider war es nur noch Marco möglich ein paar Bilder mit der Insta360 zu machen. Als ich auf den Staudamm gegangen bin, wurde ich von einem Herrn mit Ausweis um den Hals aufgefordert, wieder zu gehen, da fotografieren wegen der Stromerzeugungsanlage nicht erlaubt ist. Verständlich aber sehr, sehr schade, weil diese Kulisse einfach unglaublich schön ist. Zum Ausgleich ist Marco noch mal für Luftaufnahmen geflogen.

Tja, und ab hier übergebe ich Marco den Stift – mir ist es nicht möglich das folgende zu beschreiben…

Ja, das ist auch wirklich nicht einfach, das Erlebte in Worte zu fassen. Ich war ja nun schon zwei Mal auf der DN66A. Das erste Mal beim Carbage Run mit ca. 200 Autos und 500 Personen und das zweite Mal waren Regine im Mietwagen. Nicht ein einziges Mal war am Stausee Security zu sehen, wieso ausgerechnet am heutigen Tag, wo einfach alles passt: das Auto, das Wetter und die Ausrüstung. Naja, ich wusste anfangs davon ja nichts und bin einfach wie immer über die Schranke geklettert um in der Mitte vom Stausee Aufnahmen zu machen. Ich hörte es schon von Weitem auf rumänisch rufen – natürlich verstand ich nichts und sah auch Niemanden. Mein Glück, denn so gelangen noch ein paar schöne Bilder von hier.

Der weitere Weg fühlte sich sehr vertraut an. Es trennten uns noch knapp 40 Kilometer Offroad Strecke bis zum Campingplatz. Die Strasse war gespickt mit spitzen Steinen und tiefen Löchern – oft mit viel Wasser gefüllt. Auch mit einem Offroader will der Fahrweg gut bedacht sein, denn wir wollten vermeiden mit dem Auto aufzusetzen. Das gelang uns eigentlich auch ganz gut – bis wir schließlich vor dem „Biest“ standen – es erhob sich gewaltig vor uns. Gemeint ist der „Todesberg“ (so wurde er beim Carbage Run in der WhatsApp Gruppe „getauft“). Viele Begriffe für ein und dasselbe: eine steile Rampe an einer Steilwand. Sie ist ca. vier bis fünf Meter breit und fällt links senkrecht ab. Wär also nicht schlecht, wenn man weder dem linken noch dem rechten Rand zu nahe kommt. Allerdings gibts da noch einen Haken der es in sich hat. Denn dieser Abschnitt ist so zerfurcht und gespickt mit großen Steinen, dass ein Überfahren zum Reifenplatzer oder zum harten Aufsetzen führen kann. An dem Ort wirklich das allerletzte was man gebrauchen kann.

Also gar nicht lange drüber nachdenken und Gas geben. Der Fahrweg war nie eindeutig, ich korrigierte immer wieder von links nach rechts und umgekehrt so dass man mehr oder weniger in Schlangenlinien hochfuhr. Dabei kommt man dem Abgrund bis auf einen Meter sehr nahe. Wir setzten ein oder zwei Mal hart auf – das ist in dem Moment allerdings auch egal – wir müssen hoch – komme was da wolle. Und da ihr diese Zeilen lest, hats wohl auch geklappt. 😊 Im ersten Gang und mit Untersetzung ging das aber viel besser, als damals im Golf der auf halber Strecke nicht weiter kam und angeschoben werden musste.

Voller Adrenalin feierten wir erstmal oben ein bisschen ab und beruhigten uns wieder, um das Ganze nochmal fotografisch zu dokumentieren. Doch es ist wie so oft: Es kommt bei Fotos einfach nicht rüber. Man könnte ansonsten auch meinen, die DN66A wäre ein Feldweg um die Ecke in Deutschland. Wer es nicht selber gesehen und erlebt hat, dem ist dieser Eindruck wirklich nur schwer vermittelbar.

Der weitere Weg verlief in Schritttempo weiter über sehr enge und steinige Wege, bis wir schließlich erschöpft am Camping Valea Iarului ankamen. Was für ein Tag!

Fazit: Natur ist geil. 😁 In allen Facetten: Schluchten, Wälder, (Todes)Berge – die volle Dröhnung gibts auf der DN66A. Doch Obacht: Wer sowas selber erleben möchte, möglichst nicht alleine und sollte nur mit 4×4 hier reinfahren und genug Bodenfreiheit haben. Dann ist es ein Erlebnis der besonderen Art.

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2024-07-31 Balkan24-Tag5-DN66A