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📍 Bussoleno (Turin)

🗓️ 2025-09-09

🌡️ 16 °C

🚙 65 km gefahren

Unser Tagesziel: gerade mal 65 Kilometer, davon rund 30 Offroad. Mont Jafferau heißt das gute Stück – und im Vorfeld hieß es in diversen Berichten, dass es von „unten“ ziemlich krass wäre, man müsse quasi eine Skipiste hinauf. Wie schön, dass wir genau von dieser Seite gekommen sind und da rüber wollten 😅.

Gleich am Beginn des Trails ging es direkt rein in eine Schotterpiste, wie wir sie so noch nicht erlebt haben. Steigungen bis zu 30° führten über ausgefurchte Geröllwege mit spitzen und engen Kurven. Hier ist fahrerisches Geschick auf Meisterklasse-Niveau gefragt! Auch der Vitaralino musste ordentlich schuften, denn „rauf ist immer schlimmer“ – für die Steigungen brauchten wir Schwung, und das zwang ihn fast in die Knie. Wir haben unterwegs oft Pausen gemacht, um unsere Nerven zu beruhigen und den Vitara durchatmen zu lassen.

Heute war deutlich weniger los als am Colle Sommeiller, aber auch hier kreuzten sich die Wege vieler Offroader und Biker. Mit Motocross-Maschinen und Erfahrung kann man hier sicher richtig Spaß haben – die strahlenden Gesichter am Gipfel sprachen für sich. Uns hingegen kostete es an einigen Stellen wirklich Nerven, und der Adrenalinspiegel war durchgehend am Anschlag.

Doch es gab auch Begegnungen, die in Erinnerung bleiben: Gleich zu Beginn trafen wir einen Stuttgarter Biker, mit dem wir kurz ins Gespräch kamen. Einige Steigungen später lag er plötzlich halb in einer Kurve – die Maschine war ausgegangen. Mit einem Lächeln winkte er uns vorbei. Sein Kumpel wusste Bescheid. Erst später erfuhren wir: Nach seinem Sturz hatte er sich nicht mehr zugetraut, die Maschine selbst hochzufahren. Ein anderer Biker half aus und brachte sie für ihn hinauf. Puh!

Vor dem letzten heftigen Anstieg machten wir nochmal Pause und ließen den Vitara – so ein tapferes, fleißiges Kerlchen! – abkühlen. Kurz darauf kam auch der Stuttgarter keuchend heraufgestapft. Zu Fuß die Höhenmeter zu nehmen, ist nicht zu unterschätzen. Wir halfen mit etwas Panzerband, um seine Maschine wieder flott zu machen, und nach kurzem Fachsimpeln nahm er die letzte Hürde. Auch wir stellten uns der Passage, meisterten sie – und wurden am Gipfel mit Beifall und Jubel empfangen. Unsere Endorphinausschüttung war auf dem absoluten Höhepunkt.

Am Gipfel selbst bot sich eine eindrucksvolle Kulisse: das Fort Jafferau, am Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, einst eine bedeutende Festung im Rahmen des Vallo Alpino und eine der höchstgelegenen Befestigungsanlagen der Cottischen Alpen. Heute nur noch eine Ruine, doch umso beeindruckender – dahinter die Alpenmassive, Sonne und Wolken, die durch die Berge waberten. Im nächsten Tal die nächste Ruine, fast schon malerisch gelegen. Regine hätte hier Stunden mit der Kamera verbringen können.

Danach ging es an den „leichteren“ Teil – im Verhältnis zwar entspannt, aber dennoch fordernd. Der Weg schlängelte sich um den Berg, teils mit Mauern abgestützt, und alte Randsteine ließen erahnen, dass dies einmal eine „richtige“ Straße gewesen war. Zwar grob gepflastert, aber immerhin. Überholmanöver wurden schwieriger, da der Weg stellenweise sehr schmal war. Ein entgegenkommender Motorradfahrer bat uns inständig, ihn bitte nicht „hinunterzuschubsen“ – keine Sorge, wir sind brav geblieben 😅.

Die Highlights des Rückwegs: ein weiteres beeindruckendes Fort und ein rund 450 Meter langer Tunnel mitten durch den Berg. Eine schmale, feuchte Röhre – wir haben immer wieder gehupt, falls jemand entgegenkommt, denn Ausweichmöglichkeiten gab es keine. Zum Glück blieb uns das erspart.

Die letzten Kilometer zogen sich dann etwas. Der Tag war lang und anstrengend – so hochkonzentriert zu fahren fordert irgendwann Tribut. Also beschlossen wir, eine unserer Dosen­suppen zum Abendbrot aufzuwärmen und direkt zur heutigen Unterkunft zu fahren. Wieder über Steigungen und Kehren in eine kleine Bergsiedlung. Es ist traumhaft ruhig hier. Wir werden bestimmt gut schlafen.


Fazit: Ein Tag voller Adrenalin, Begegnungen und atemberaubender Kulissen. Der Monte Jafferau hat uns fahrerisch alles abverlangt, aber auch reich belohnt: mit Offroad-Herausforderungen, historischen Ruinen, einem abenteuerlichen Tunnel und unvergesslichen Eindrücken. Der Vitaralino hat sich wieder einmal als treuer Gefährte bewiesen – und wir fallen heute glücklich und geschafft ins Bett.

Einzelheiten
2025-09-09 LKGS-Tag04

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