📍 Cimbergo
🗓️ 2025-09-15
🌡️ 27°C
🚙 282 km gefahren
Unsere Übernachtung in Göschenen war ruhig – bis 7 Uhr früh. Dann rüttelte der Presslufthammer vor der Tür: Bauarbeiter sanieren die Straße. Also raus aus den Federn, fertig machen und ab in den Tag.
Frühstück gab’s in Andermatt: Cappuccino mit Salami- bzw. Schinken-Mutschli. Ergebnis der Kaffeestatistik: Cappuccino 5/5, Mutschli nur 3/5. Marco schwört, die waren bei seinen früheren Besuchen besser belegt.
Von dort ging es direkt hinauf zum Oberalppass. Oben, am Oberalpsee, haben wir nicht nur die Aussicht genossen, sondern auch zwei spannende Dinge entdeckt: die kleine MS ALPSU, ein Symbol dafür, dass das Wasser von hier seinen langen Weg bis Basel und in die Nordsee nimmt. Und ein Schild zum Vier-Quellen-Weg, der die Ursprünge von Rhein, Reuss, Ticino und Rhône verbindet. Faszinierend, wie nah hier die Wasserscheiden liegen – und dass die Tropfen, die ein paar Meter auseinander entspringen, später in drei verschiedene Meere fließen.
Auf der Suche nach Schmiermittel für den Vitaralino haben wir an fast jeder größeren Tankstelle angehalten. Bereits die zweite war groß genug, dass ein Mechaniker das Kreuzgelenk mit ordentlich Fett wieder leichtgängig machen konnte. Endlich! Dachten wir zumindest – aber offenbar will der Vitaralino mehr als nur eine Portion Fett. Nach ein paar hundert Kilometern meldete sich das Ruckeln zurück, so als hätte er sich überlegt, dass ein kleiner Wellness-Snack nicht reicht und er lieber gleich die ganze Spa-Kur hätte. Also heißt es: Augen zu und durch – erstmal muss es so weitergehen, bis wir wieder zuhause sind.
Kurz darauf gab’s die zweite Kaffee- und Frühstückspause. Der Kaffee solide 4/5, der Kaffeekeks dafür grandiose 5/5.
Der Tag war eigentlich als Transit zurück nach Italien gedacht. Aber wenn man schon durch die Schweiz fährt, dann bitte über Nebenstrecken – und die lieferten uns wieder traumhafte Ausblicke und spannende Pässe.
In Thusis haben wir eine Pause bei Café Gyger eingelegt. Und was soll man sagen: Milchkaffee und Torte bzw. Cappuccino und Torte waren so gut, dass wir einfach mal 8/5 Punkte vergeben. Over the top, aber gerechtfertigt. Marco kennt den Laden noch von seinen Motorradtouren. Im Parkhaus erleben wir eine ungewöhnliche Szene: drei Schweizer trainieren dort mit einem Suchhund.
Dann ging es kurvig hinauf zum Albula Pass. Marco war diesen zwar noch nicht gefahren, aber die Umgebung kam ihm vertraut vor, und er schwelgte in Erinnerungen. Auf der Kammhöhe startet übrigens ein Mountainbike-Trail, der direkt ins Tal führt – oder rauf, je nachdem, wie verrückt man drauf ist.
Die Schweiz präsentierte sich hier wieder typisch: aufgeräumt, ordentlich, und gespickt mit Sportwagen und Oldtimern. Fast so, als würde James Bond noch immer im Auftrag Ihrer Majestät unterwegs sein.
Nach dem Albula wartete das nächste Highlight: der Berninapass. Statt Leitplanken lagen hier große Strohballen in den Kurven – eine sehr eigene Form der „Sicherung“. Oben eröffnete sich ein Panorama mit schneebedeckten Gipfeln. Und dann: der Blick auf den Palü-Gletscher am Piz Palü, flankiert von Morteratsch- und Persgletscher. Ein gewaltiger Anblick – und ein guter Anlass, sich zu fragen, warum manche Berge voller Eis und Schnee sind, während gleich hohe Nachbarn kahl daliegen. Die Antwort liegt in ihrer Ausrichtung und im Klima: Nordhänge bekommen viel weniger Sonne und halten Schnee deutlich länger, während Südseiten schneller auftauen. Dazu kommt, dass an manchen Gipfeln mehr Niederschlag hängenbleibt oder alte Gletscherreste überdauern – so entstehen diese eindrucksvollen Unterschiede direkt nebeneinander.
St. Moritz haben wir links liegen gelassen und sind direkt weiter Richtung italienische Grenze. Laut Navi sollte noch ein Pass kommen. Statt einem Namen gab es nur eine Hinweistafel: „Mit Google Maps bitte nicht hier langfahren“. Hm. Aber kein Verbotsschild, also los! Wir waren uns einig: Wenn Schotter kommt, drehen wir um. Doch die Straße blieb schmal, kurvenreich und asphaltiert. Unten im Tal tauchten erste Apfelfelder auf.
Schließlich erreichten wir Cimbergo – mit Blick auf eine alte Ruine und einem Küchenfenster, das sich wie ein Logenplatz in den Alpen anfühlte. Besser geht es wirklich nicht.
Fazit: Ein Tag voller Kontraste: Von der Gletscherwelt ins Apfelland – Gegensätze, wie sie nur die Alpen hervorbringen. Hoch oben ewiges Eis und türkisfarbene Seen, weiter unten sattgrüne Täler und Apfelreihen soweit das Auge reicht. Eine Etappe, die eindrücklich zeigt, wie nah in den Bergen verschiedene Welten beieinanderliegen.
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