📍 Delle
🗓️ 2025-04-21
🌡️ 10 °C
🏍️ 317 km gefahren
Die Nacht in Zweibrücken war ganz okay – auch wenn die Bettdecke eher das Prädikat knapp bemessen verdient hätte. Aber hey, es reichte, um fit in den Tag zu starten.
Bei 7 Grad und leichtem Regen ging es los in Richtung Vogesen – das Wetter hielt, was die Prognose versprochen hatte: Regen, mehrfach und ausdauernd.
Frühstück gab’s an der Tankstelle – und das war gar nicht mal schlecht: Croissant lecker, Kaffee solide 3 von 5 Tassen. So konnte der Tag zumindest kulinarisch starten.
Der Grenzübertritt nach Frankreich war keine Überraschung – aber der Wechsel in Landschaft, Wetter und Fahrverhalten war spürbar. Der Regen blieb, und dazu kam: ein kräftiger Wind, der sich durch weite Teile des Tages zog. Morgens schon unangenehm, auf der Route des Crêtes dann stürmisch.
Die Böen haben mich ganz schön durchgeschüttelt, besonders in den höheren Lagen – mit vollen Koffern, nasser Kleidung und Seitenwind wird aus entspanntem Touren schnell konzentriertes Arbeiten. Selbst am Abend in Delle pfiff es noch ums Visier.
Die Verkehrsregeln in Frankreich – nun ja… gewöhnungsbedürftig. Oft fehlen klassische Vorfahrtsschilder. Stattdessen muss man auf einmündende Straßen achten: Hat die Querstraße eine Haltelinie? Ein Stoppschild? Wenn nicht, ist Vorsicht geboten. Wer hier blind vertraut, steht schnell mal mitten im Fluss des französischen Improvisationsverkehrs.
Und apropos Verkehr: Drängelnde Autofahrer gehören offenbar auch hier zum Straßenbild. Gerade bei Nässe und engen Kurven macht das wenig Spaß. Liebe Autofahrer: Bitte haltet Abstand – besonders bei Regen und schlechter Sicht. Drängeln bringt nichts außer Gefahr.
Unterwegs tauchten dann plötzlich Relikte der Maginot-Linie auf – alte Bunker, Kanonen, historische Fahrzeuge. Beeindruckend, irgendwie surreal – mitten in der Natur, still und vergessen.
Der Aufstieg zur Route des Crêtes war landschaftlich grandios, aber auch fordernd: 3 Grad, Wind, Nebel, Regen.Auf den ersten Höhenmetern dann eine weitere Erinnerung an die Jahreszeit: Schnee neben der Straße. Starke Schräglagen waren auf den nassen, teils moosigen Straßen im Wald keine gute Idee – also wurde defensiv gefahren.
Ein besonders eindrucksvoller Moment: Bereits klatschnass stellte ich mich unter den Dachüberstand einer geschlossenen Gaststätte, als ein Regenschauer über die Berge zog – und die Sonne gleichzeitig durch die Wolken brach. Ein Lichtschauspiel vom Allerfeinsten.
Am Abend dann die Ankunft in Delle – ein kleiner Ort mit charmantem Namen. Von hier aus könnte man zu Fuß in die Schweiz laufen, aber heute laufe ich nur noch zur Heizung. Denn: Meine Sachen hängen klamm auf und vor einer kleinen Heizung, die sich redlich bemüht, gegen nasses Textil anzukämpfen. Aktuell: Knubbelstau im Trocknungsbereich.
Und noch was: Eigentlich sollte heute ein kurzer Tag werden. Geplant waren rund 289 km und ca. 6 Stunden Fahrtzeit – geworden sind es 317 km und über 9 Stunden unterwegs.
Woran’s lag? Klar: Regenpausen, viele Fotospots, vorsichtige Fahrweise. Jedes Mal denke ich mir: „Nur kurz anhalten für ein Bild.“ – und zack, sind wieder 10 Minuten weg. Die defensive Fahrweise bei Nässe tat ihr Übriges. Und so wurde aus einem vermeintlich kurzen Tourtag einer der längsten bisher.
Fazit: 3 Grad, Sturm, Regen, Nebel – und ein Lichtmoment über den Bergen. Frankreich empfängt mich rau, aber mit Charakter.
Und morgen? Die Schweiz. Kein EU-Land, andere Stecker, andere Regeln – vielleicht sogar andere Kühe. Lassen sie mich überhaupt rein? Wie krieg ich Internet? Und was kostet eigentlich ein Kaffee? Fragen über Fragen. Antworten – im nächsten Kapitel.