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📍 Meiringen

🗓️ 2025-04-22

🌡️ 17 °C

🏍️ 263 km gefahren

Der Tag begann französisch. Tankstellensuche mit Charakterprüfung, denn die erste hatte nur E10 – und das bekommt die alte Lady nun wirklich nicht. Die zweite hatte endlich echten Sprit – und direkt daneben eine Bäckerei mit goldenen Croissants und knallheißem Cappuccino. 4 von 5 Tassen, weil man sich beim Trinken erstmal die Finger verbrennt – aber das gehört zum Charme. Der Kaffee dampfte, die Sonne schien – der beste Start des Trips bisher.

Währenddessen: tierische Begegnung am Bäcker. Ein kleiner Hund kam neugierig auf mich zu. Sein Herrchen – ein älterer, sympathischer Franzose – fragte mich auf Französisch, ob ich kurz auf ihn aufpassen könne, während er einkaufen ging. Leider reichte mein Französisch nicht über Croissant hinaus, also sprang ein anderer Gast helfend ein. Herzliche Momente funktionieren auch mit Sprachbarrieren.

Der Mann gehörte übrigens zu einem tiefblauen Oldtimer, vermutlich ein Citroën aus besseren Zeiten – stilvoll, elegant, so französisch wie Baguette und Baskenmütze. Als er später wieder einstieg und davonrollte, stand ich noch da und machte Fotos – da hupte er freundlich zum Abschied. Der Hund, das Auto, der Moment – einfach schön.

Dann kam die Schweiz – mit Kurven, Sonne und Kuhglocken. Am Passwang war die Stimmung gut, die Aussicht besser, und die Kuhglocken gaben den Soundtrack. Mit jedem Kilometer wurden die Berge höher und die Kurven enger – Motorradkino vom Feinsten.

Auf dem Glaubenbergpass, offiziell gesperrt, wurde’s richtig abenteuerlich. Ich hab mich trotzdem durchgeschmuggelt – 1.550 m Höhe, Schneereste und Bratwurst am „Passhöchi Beizli“. Die Namen hier klingen wie aus einer Alpenkomödie, das Essen war dagegen ernsthaft gut. Satt, zufrieden, leicht sonnenverbrannt.

Und dann passierte es: Nach dem Glaubenbergpass, kurz vor dem Sarnersee, wollte ich noch schnell ein paar Fotos machen. Die Straße eng, der Blick fantastisch – also die alte Lady abgestellt, Seitenständer raus, Helm runter, Kamera gezückt. Ein Klick, zwei Klicks – RUMMS. Ein Geräusch hinter mir, das kein Motorradfahrer hören will. Ich drehe mich um – und da liegt sie. Die alte Lady hat sich einfach hingelegt. Vermutlich aus Protest gegen die ganzen Fotopausen. Oder weil der erste Gang doch nicht richtig saß.

Kurzes Kräftetraining inklusive: Fast 300 Kilo wollten wieder aufgerichtet werden – alleine, auf schmalem Asphalt. Zum Glück nur ein paar Schrammen am Sturzbügel und ein angeknackstes Blinkerglas, das jetzt mit Klebeband im Abenteuerstil geflickt ist. Krönchen richten, durchatmen, weiterfahren. Charakter zählt – auch bei Kratzern.

Und dann… kam der Planungscrash. Grimselpass: gesperrt. Gotthardpass: ebenfalls. Sustenpass? Auch dicht. Der Tunnel? Offen, aber nur mit Vignette – für satte 48 € Maut, nur um durch den Berg zu kommen. Das Navi wollte partout über gesperrte Strecken, und ich stand da – irgendwo zwischen Plan A und Plan B. Also: abgebrochen, umgedreht, Unterkunft gesucht.

Die Nummer am Gasthaus? Nicht erreichbar. Die nächste Wahl? Auch nicht vielversprechend. Es war einer dieser Tage, an denen einfach nichts flutscht – und genau deshalb entscheidet man sich irgendwann für Plan C.

Und so bin ich in Meiringen gelandet. Keine Onlinebuchung, kein großes Suchen – einfach reingespaziert in eine Lodge, gefragt, gebucht, fertig. Zimmer mit Charme, Motorrad vor der Tür, Abendfrieden im Herzen. Manchmal klappt’s genau dann, wenn man aufhört, es zu erzwingen.

Fazit: Von Frankreich nach fast Bellinzona – aber dann doch nicht. Croissants top, Kurven geil, Aussicht grandios, Planung – naja. Morgen wird neu gewürfelt.

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2025-04-22 Schweiz