📍 Schlehdorf
🗓️ 2025-04-27
🌡️ 17 °C
🏍️ 249 km gefahren
Der Tag beginnt mit einem Cappuccino aufs Haus – leider kein würdiger Nachfolger für den Latte von gestern: 2 von 5 Tassen, aber immerhin Koffein.
Und die alte Lady? Sie hat offenbar wieder tierischen Besuch gehabt. Zum zweiten Mal in Folge entdecke ich kleine Katzenpfoten auf der Sitzbank. Ob es dieselbe Samtpfote wie gestern war oder ein neuer Fan? Unwahrscheinlich, dass sie mir über hunderte Kilometer gefolgt ist – aber wer weiß? Katzen sind ja bekanntlich eigensinnig.
Von Zell nach Kitz – auf in den Sommermodus
Von Zell am See geht es über gut ausgebaute Bundesstraßen durch eine herrliche Landschaft. Fahrtechnisch ist’s eher entspannt – viele Highlights lassen wir allmählich hinter uns. Aber die Kulisse bleibt stark: grüne Täler, hohe Berge, blauer Himmel.
Kurz vor Kitzbühel wird’s dann endlich wieder kurviger, steiler, lebendiger. In der Stadt: viel Verkehr, viele Touristen – und noch mehr Motorräder. Klar, Sonntag + Sonne = Bike-Wetter Deluxe.
Ich nutze die Gelegenheit, tausche Winterfutter gegen Sommerhandschuhe – und merke wieder: Motorradfahren ist Community. Man grüßt gefühlt pausenlos.
Kleine Straßen, große Idylle – das Brixental.
Dann geht’s in ruhigere Gefilde: Das Brixental empfängt mich mit schmalen Nebenstraßen, satten Wiesen und Löwenzahn bis zum Horizont. Pferde und Kühe stehen entspannt auf den Feldern, dahinter ragen schneebedeckte Berge in den Himmel. Ein kleiner Traum in Gelb und Grün.
In Penningberg dann angenehme 15 Grad – aber plötzlich: ein Schild. Privatweg. Durchfahrt verboten. Also wenden. Die Esel im Stall quittieren das mit lautem Gelächter. Kommt mir jedenfalls so vor…
Tiefenbachklamm, Sperrung & Smalltalk
Ich war gerade an der Tiefenbachklamm vorbeigefahren, als mein Navi mich plötzlich auf eine Straße lotste, auf der weit und breit kein anderes Fahrzeug unterwegs war. Meistens ein gutes Zeichen für schöne Nebenstraßen – doch diesmal führte der Weg direkt in eine Sperrung.
Dort traf ich auf einen freundlichen Urlauber, der wusste, dass die Straße erst im Mai wieder freigegeben wird. Wir kamen ins Gespräch, sprachen über Motorräder – er darf immerhin eine 125er fahren – und über Autos. Kein spektakulärer Moment, aber ein schöner.
Achensee-Genuss mit Schokokern
Am Achensee mache ich Pause. Und wie! Warmer Schokokuchen mit flüssigem Kern, dazu Sahne und Vanilleeis – 6 von 5 Punkten! Der Eiskaffee hingegen? Eher ein eisiger Smoothie – lecker, aber wenig Wumms. 3 von 5 Tassen.
Die Aussicht aufs Wasser ist grandios, die Umgebung ruhig – ein echtes Genuss-Highlight.
Radlerparade & Mautstraße ohne Ausblick
Die Weiterfahrt führt über eine kleine Mautstraße – 6 Euro. Und ehrlich: So richtig überzeugt hat sie mich nicht. Vielleicht bin ich zu verwöhnt von den letzten Tagen.
Was auffällt: extrem viele Radfahrer. Gefühlt war halb Bayern auf dem Rad unterwegs. Respekt, bei dem Höhenprofil!
Am Walchensee: Selfie-Drama
Am Walchensee angekommen: 14 Grad, klare Sicht, kaum Wind. Ich halte an, genieße den Moment – und beobachte ein älteres Ehepaar, das sich beim Selfie fast verknotet. Ich biete an, ein Bild zu machen. Der Mann ist interessiert an meiner GS – die Frau fragt mich, ob ich wirklich allein reise…
Und als ich bejahe, schaut sie mich an, als hätte ich gerade gesagt, ich schlafe auf Friedhöfen: „Alleine? Ganz alleine?!“ Der Tonfall: eine Mischung aus Drama, Mitleid und leichter Panik – als wäre Alleinreisen ansteckend.
Jap, alleine. Und glücklich dabei.
Im Ausland begegnet man mir mit Neugier und Respekt. In Deutschland ist das Alleinreisen irgendwie verdächtig. Schade eigentlich – es ist pure Freiheit.
Königlich? Naja…
Und dann kam der Moment, auf den ich mich den ganzen Tag gefreut hatte: Meine Unterkunft in Schlehdorf bei Kochel am See. Ein Highlight, so dachte ich – hatte ich doch eine Suite gebucht. Und ja, technisch gesehen ist es eine Suite. Aber der Stil? Eher barocker Märchensaal: Goldene Wände, Kronleuchter, schwere Möbel. Nicht ganz mein Fall.
Und dann das Bad: keine Dusche, sondern nur eine Wanne. Ich bin absolut kein Wannentyp. Aber gut – Platz gibt’s reichlich, das Bett ist bequem, die Aussicht schön und ein bisschen skurriler Charme passt ja irgendwie zu diesem Reisetag.
Fazit: Ein Tag wie eine Wundertüte – erst gemütlich, dann gesperrt, plötzlich süß, später wieder zäh. Viel Landschaft, viele Gespräche, viele Radfahrer. Und zum Schluss eine Suite mit mehr Prunk als Dusche. Kein Klassiker, aber einer dieser Reisetage, die man so schnell nicht vergisst.
Ein toller Bericht. Man fühlt sich als Soziusfahrer, Danke und weiterhin gute Fahrt und Gruss an die daheimgebliebene Tänzerin, die mir die Möglichkeit bot, dieses hier zu erleben.
Gruss Herbert
Vielen lieben Dank Herbert, wie schön das du „mitfährst“ 🙂
Danke dir Herbert. Freut mich, wenn es dir gefallen hat. 😊
Wow, was für ein super Urlaubsbericht, da kommt Urlaubsstimmung auf! Als ob man dabei wäre.
Ich wünsche dir weiterhin eine gute Tour und immer 2 Reifen auf dem Asphalt.
Liebe Grüße
Jessi
Hi Jessi,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. 😃
LG
Marco