(Ein Motorradtrip zwischen Kurvenrausch, Passhöhe – und dem Versprechen auf ein Wiedersehen)

Wenn eine Reise mit dem Gefühl beginnt, etwas nachholen zu wollen, steckt meistens mehr dahinter. Im April war ich schon einmal unterwegs: 3.600 Kilometer Alpenkino, aber viele Pässe – gesperrt. Schnee, Frost, Kälte. Jetzt, im Sommer, war klar: Ich will sie alle. Die Klassiker. Die, die im Frühjahr noch unbezwingbar waren. Und so stand ich eines Morgens im Juli wieder vor meiner alten Lady, der treuen R1200GS – bereit für eine Woche Kurvensucht, Höhenrausch und Koffein.

Was als „Nachholen“ begann, wurde schnell zur ganz eigenen Reise – diesmal nicht tageweise dokumentiert, sondern in einem Rückblick zusammengefasst. Denn geplant war: Fahren. Fühlen. Erleben. Und Pässe bezwingen, die im April noch zugeschneit waren.


🔧🍽️ Der Start – defektes Rücklicht, Schrauber-Glück und romantisches Gyros

Der erste Tag war heiß. Viel Autobahn, wenig Schatten – und dann: Rücklicht kaputt. Bremslicht? Ebenfalls tot. Werkstätten? Alle bereits geschlossen. Die Laune? Im Keller.

Irgendwann stand ich dann vor einem unscheinbaren Haus in einer Wohnsiedlung – von außen kein Schild, keine Hebebühnen in Sicht, nichts, was auf eine Werkstatt hindeutete. Die Tür öffnete… eine freundliche Frau mittleren Alters. Seine Mutter, wie sich später herausstellte. Spätestens da war meine Zuversicht im freien Fall. Das kann’s jetzt nicht sein, dachte ich.

Kurz darauf kam der Sohn, ein junger Mann, der mir sagte: „Eigentlich schraube ich nur noch mit Freunden an Mopeds. Nix Großes mehr.“ Autsch. Meine Zuversicht sank weiter – auf ein gefährlich niedriges Niveau. Als er dann auch noch die festoxidierte Glühbirne nicht rausbekam, der Lampenkörper zerbröselte und er mit der Zange rumprokelte, war ich mir sicher: Das war’s. Abschlepper – und das bereits an Tag 1.

Und ob er überhaupt eine passende Ersatzbirne hatte? Wusste er auch nicht. Aber dann, irgendwie – kriegte er es hin. Rücklicht leuchtete. Bremslicht auch. Und meine Stimmung gleich mit. Respekt, kleiner Mopedzauberer!

Abends dann: Ankunft in Erlabrunn. Ich ließ den Tag beim Griechen ausklingen – mit leckerem Gyros und einem kuriosen Stromausfall im Gastraum. Kerzenschein statt Kunstlicht – romantisch, wenn auch allein. Aber charmant.


🌧️🏃‍♂️ Von Regen verfolgt – Besser früh als nass

Der zweite Tag begann bei Regen, aber ich wartete ab – und fuhr los, als es aufhörte. Erst zur Bäckerei: Latte 4/5, Franzbrötchen köstlich, Nussecke für später eingepackt.

Durch Würzburg mit Blick auf den Main und die imposante Festung – dann weiter auf der sogenannten „Romantischen Straße“. Und ja, sie machte ihrem Namen alle Ehre: Kurven, Natur, kaum Verkehr. Doch ein Unwetter zog auf – ich gab der Lady die Sporen, fuhr ihm davon. Gerade rechtzeitig kam ich in Kaufbeuren an. Kaum stand die Lady trocken unter Dach, begann der Starkregen. Timing: perfekt.

Zur Belohnung: die eingepackte Nussecke – und was soll ich sagen? Die beste, die ich je gegessen habe. So fluffig, so saftig – einfach lecker! Abends gab’s Pizza beim Italiener um die Ecke – alles andere hatte schon geschlossen. Perfekt belegt, knusprig, köstlich! Ein schöner Ausklang des Tages.


⛰️🌨️ Von Wegen Timmelsjoch – Reschen statt Regen

Tag drei startete grau und nass. Eigentlich war das Timmelsjoch geplant – aber bei dem Wetter und angesichts der Maut? Gestrichen. Stattdessen nahm ich Kurs auf den Reschenpass – doch bevor es so weit war, ging es erstmal nach Österreich.

Gleich nach der Grenze begann es zu regnen, und ich suchte einen kurzen Unterschlupf – idealerweise mit Handynetz. Ein Bushäuschen! Dachte ich. Von hinten sah es leer aus – die perfekte Gelegenheit für einen schnellen Roaming-Check. Doch als ich vorne ankam, stand dort bereits eine ganze Menschentraube und wartete auf den Bus. Also stellte ich die Lady davor ab – immerhin trocken.

Und dann kam er. Ein älterer Herr, der offenbar nicht nur auf den Bus, sondern auf den Moment gewartet hatte, mich anzusprechen. Er musterte die Lady mit Kennerblick, nickte anerkennend – und schon waren wir mitten im Gespräch. „Schönes Motorrad. Ich bin früher auch gefahren – Honda Bol d’Or, 900er!“

Er erzählte von früher, von weiten Touren, von dem Gefühl, das einen nie ganz loslässt. „So eine GS? Die bringt dich überall hin. Du musst sie nur lassen.“

Ein warmes, ehrliches Benzingespräch, das den Moment erhellte – trotz Nieselregen und ruckelndem Netz.
Danach: Hahntennjoch. Fahrerisch klasse, aber der plötzliche Druckausgleich sorgte für Kopfschmerzen, die erst nach einer Pause verschwanden.

Am Reschenpass schließlich begrüßte mich der bekannte Kirchturm im See – immer wieder faszinierend. Und am Tagesziel Prad gab’s Spaghetti mit hausgemachter Sauce im Bistro. Einfach, ehrlich, gut.


👑🏍️😖 Königsetappe – und das mit Rückenschmerz

Die Matratze in Prad? Die ungemütlichste der ganzen Tour. Ich stand mit Rückenschmerzen auf – aber zwei Cappuccino (3,5/5) und ein mittelmäßiges Frühstück halfen, wieder klarzukommen.

Dann: Stilfserjoch. Mein Tipp: Frühmorgens fahren! Kaum Verkehr, nur ein paar Radfahrer und… ein Porschetreffen oben auf dem Pass. Spektakulär. Weiter über den Umbrailpass – ruhig und wunderschön.

Am Ofenpass kam der Regen. Viele Baustellen, viel Verkehr – eher anstrengend. Gleiches Spiel am Flüelapass. Dort erstmal Pause: Latte (3,5/5) und Nussstange (leider trocken). Später auf der Tour gibt’s bessere.

In Davos zog ich mich um – nur noch 2 bis 4 Grad, das ging durch die Klamotten. In Thusis dann wieder 19 Grad. Und leider erneut Kopfschmerzen durch den plötzlichen Druckausgleich. Nach einer Pause ging’s wieder.

Weiter ging es über den Oberalppass bis nach Andermatt, wo es im bewährten Café ein Salamimutschli und ein Nussgipfeli gab – beides hob ich mir fürs Abendbrot auf. Den Cappuccino gönnte ich mir aber direkt vor Ort. Ziel des Tages: Airolo.

Doch vorher wartete noch die Tremola – diese legendäre Pflasterstein-Serpentinenstraße, die sich in engen Kehren über den alten Gotthardpass windet. Kopfsteinpflaster, historische Atmosphäre, das Gefühl einer Zeitreise – kein Pass fühlt sich so sehr nach Geschichte an wie dieser.

Erbaut im 19. Jahrhundert, galt sie lange als wichtigste Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen. Über 20 Kehren, fast 300 Höhenmeter – und das alles auf grobem Granitpflaster, das heute noch fast unverändert erhalten ist. Wer hier fährt, erlebt mehr als nur eine Strecke – man spürt die Vergangenheit unter den Reifen.


🏔️🏆 Furka, Grimsel, Susten, Klausen – Vier gewinnt

Ein neuer Tag, ein neuer Passmarathon. Frühstück mit einem Cappuccino (3/5), dann ging es los – und schnell wurde klar: Ich war wieder im italienischen Teil der Schweiz.

Der Furkapass mit dem berühmten Hotel Belvédère (einst Postkartenmotiv und James-Bond-Kulisse) war mein persönliches Highlight. Ja, viel los, viele Touristen – aber diese Kulisse! Weiter ging’s über den Grimselpass, wo ich eine kleine Kapelle am Wegesrand entdeckte, von der sonst kaum jemand Notiz nahm. Ein stiller Moment mitten im Trubel.

Und dann: Wiedersehen mit dem Ort, an dem ich im April umkehren musste. Jetzt war alles offen – und voll. Im Frühling allein, im Sommer mittendrin.

Sustenpass, Klausenpass – beide ein Gedicht. Wasserfälle in der Ferne, sattes Grün, Alpenpanorama deluxe. Ziel: Walensee. Das Hotel? Der Hammer. Modern, stilvoll – und vom Zimmer aus: Seeblick.

Doch am Abend zog ein Unwetter auf. Regen, der bis zum Morgen bleiben sollte. Und leider: kein Unterstand für die Lady.


💧⚡ Wasserschaden und Elektrik-Chaos

Frühstück am See, Cappuccino 3,5/5 – doch das Radar machte keine Hoffnung. Der Tag begann mit Starkregen. Ich fuhr trotzdem los. Und dann: Drama.

Irgendwo in der Elektrik der Lady hatte sich Feuchtigkeit verirrt. Der linke Blinker ging von selbst an. Und blieb manchmal an. Zunächst nur nervig – doch in Frankreich am Grand Ballon verschlimmerte sich alles: Das Standlicht blieb an, auch ohne Schlüssel.

Ich schraubte, zog Stecker, klemmte die Batterie ab. Nichts half. Ich brach die Route des Crêtes ab und fuhr direkt nach Munster. Die Lady durfte in eine Garage – ich hoffte auf Wunder über Nacht.


🪫 Abschied mit Standlicht

Am nächsten Morgen in der Boulangerie: Kaffee (2/5), die Croissants waren okay. Die Hoffnung: groß. Aber sie wurde enttäuscht. Kaum losgefahren, nach nur sieben Kilometern, war klar: Es hat keinen Zweck.

Ein Rastplatz. Zehn Uhr. Ich rief Hilfe. Zwei Gewitter und drei Regenschauer später war ich langsam durchgezogen wie ein Teebeutel – um 14 Uhr kam dann auch mal der Abschlepper. Der meinte trocken: „Freitag Nachmittag? Da fasst dir keiner mehr ein Motorrad an.“ Außerdem hatte man ihm gesagt, es sei nur ein „Blinkerbirnchen“ defekt. Na danke. Vier Stunden später, um 18 Uhr, saß ich im Mietwagen. Mit Zwischenstopp in Offenburg ging es heim.

Die Lady blieb zurück – allein, aber nicht vergessen. Und ich weiß: Sie kommt zurück zu mir. Dort wird sie liebevoll empfangen, bekommt ihren verdienten Ölwechsel, eine gründliche Reparatur und alles, was sie braucht, um bald wieder loszustarten – bereit für neue Abenteuer. Wir beide – mit dem Versprechen auf ein Wiedersehen.


🏁 Fazit: Nachgefahren – aber nichts verpasst

Diese Reise war nicht bloß ein Nachholen. Es war ein eigenes Kapitel. Der Sommer hat mir gezeigt, was der April nicht konnte: Sonne auf der Haut, offene Pässe, ein Italien, das nach Kaffee riecht, und eine Schweiz, die wie gemalt wirkt. Und dazwischen: Ich. Und die Lady.

Sie hat mich getragen, mit brummendem Boxerherz und souveräner Gelassenheit – bis zum letzten Pass. Nur die Elektrik hatte offenbar andere Pläne. Vielleicht war’s Protest. Oder einfach der Wunsch: „Lass uns umdrehen, zurück zu den Pässen!“ Ein sturer Blinker als letzter Gruß an die Alpen.
Trotzdem: Sie hat geliefert. Jeder Meter war es wert.


☕ Kaffeestatistik:

  • Tankstelle, Tag 1: 1/5

  • Frühstück, Kaufbeuren: 3/5

  • Bäckerei Würzburg: 4/5

  • Flüelapass: Latte 3,5/5

  • Frühstück Prad: Cappuccino 3,5/5

  • Andermatt: Cappuccino 4/5

  • Airolo: Cappuccino 3/5

  • Walensee: Cappuccino 3,5/5

  • Munster: Kaffee 2/5


🏍️ Gefahrene Pässe:

  • Hahntennjoch
  • Reschenpass
  • Stilfserjoch
  • Umbrailpass
  • Ofenpass
  • Flüelapass
  • Oberalppass
  • Tremola
  • Gotthardpass
  • Furkapass
  • Grimselpass
  • Sustenpass
  • Klausenpass

Jeder einzelne: ein Erlebnis. Zusammen: ein Abenteuer.


📎 Lust auf das „verpasste“ Frühjahrsabenteuer?

➡️ Hier geht’s zur April-Tour


Vielen Dank, dass ihr wieder mit dabei wart.

Auch wenn diesmal kein täglicher Blog entstand, war jeder Tag gefüllt mit Geschichten. Und genau dafür liebe ich das Reisen. Bis zur nächsten Ausfahrt – bleibt neugierig und kurvensüchtig. 🐾

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