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📍 Vergein

🗓️ 2025-04-25

🌡️ 7 °C

🏍️ 255 km gefahren

Was für ein Tag! Heute war alles dabei, was das Bikerherz höherschlagen lässt – Schnee, Sonne, Kälte, Kurven ohne Ende und eine Kulisse, die fast zu schön zum Durchfahren ist. Die Dolomiten haben geliefert – und wie.

Der Morgen begann im Hotel Drei Birken in Wolfsgruben auf dem Ritten – mit einem Frühstück, das sich gewaschen hat: Brötchen, Brot, Kuchen, selbstgemachte Säfte, frische Waffeln – und Cappuccino in Bestform, dem ich gleich drei Tassen widmete (5/5). Die Chefin ist selbst Motorradfahrerin, und ihr Mann fährt – wie ich – eine R1200GS. Nach dem Frühstück kam er vorbei, und wir hielten klassische Benzingespräche über unsere Maschinen, die besten Strecken, Ausrüstung, Touren. Ein wunderbarer Start in den Tag – familiär, herzlich, voller Leidenschaft für das, was wir lieben.

Gestärkt und motiviert startete ich in den Tag – und wurde direkt überrascht: Kaum losgefahren, lotste mich das Navi durch die Weinreben in ein kleines Offroad-Abenteuer. Eine steile, geschotterte Passage, die eher nach Traktor als nach R1200GS schrie. Aber hey – die alte Lady kann das, und ich auch. Mit Gefühl an Gas und Bremse und leichtem Pulsanstieg ging’s da durch. Ein kleiner Adrenalinkick am Morgen – wach war ich jedenfalls.

Dann ging’s los – hinein in die Dolomiten! Und die machten gleich klar, was heute ansteht: Pässe, Schnee und grandiose Ausblicke.

Pässe des Tages:

  • Grödner Joch (Passo Gardena) – 2.121 m
  • Campolongo-Pass – 1.875 m
  • Pordoijoch (Passo Pordoi) – 2.239 m
  • Sellajoch (Passo Sella) – 2.218 m
  • Fedaia-Pass (Passo Fedaia) – 2.057 m
  • Falzarego-Pass (Passo di Falzarego) – 2.105 m
  • Passo Tre Croci – 1.809 m
  • Misurina-Pass (Passo di Misurina) – 1.754 m

Ob’s wirklich acht waren? Wer weiß. Vielleicht waren’s auch mehr. Nicht jeder Pass hat ein Schild – und manchmal rauscht man dran vorbei, während man gerade mit Nebel, Schneeflocken oder einfach nur Staunen beschäftigt ist.

Am Grödner Joch gab es gleich das erste Highlight: Ein Schneehase, liebevoll gebaut, saß am Straßenrand und schien die Aussicht genauso zu genießen wie ich – ein skurriles, charmantes Bild auf über 2.100 Metern Höhe.

Wenig später, am Pordoijoch, gönnte ich mir dann eine ordentliche Portion Spaghetti al Ragù – serviert auf der Terrasse mit Blick auf die verschneiten Gipfel. Pasta auf Passhöhe – rustikal, warm, sättigend.

Das Wetter: dramatisch abwechslungsreich. Der Tag startete mit 0 Grad und Schneefall, zwischendurch wurde es mal etwas heller, aber die Sonne blieb eher ein seltener Gast. Immer wieder Schneeflocken, oft dichter Nebel, teils glatte Straßen – echtes Hochgebirgs-Feeling. Am Fedaia-Pass war der Stausee noch zugefroren – eine Szene wie gemalt. Ich hätte ständig anhalten können, um zu fotografieren – aber ehrlich: Dann wäre ich jetzt noch unterwegs.

Am Misurina-Pass, nahe dem gleichnamigen See, öffnet sich der Blick auf eine eindrucksvolle Kulisse. Zwischen Nebelschwaden und dramatischen Felsformationen blitzten vereinzelt Gipfel auf – vielleicht waren es sogar die Drei Zinnen, vielleicht auch nicht. In dieser bizarren Berglandschaft verschwimmt das Vertraute mit dem Unbekannten. Ein Moment zum Staunen – nicht zum Bestimmen.

Nach dem letzten Pass ließ ich die Dolomiten langsam hinter mir. Die Route wurde sanfter, die Landschaft offener. Die Überfahrt nach Österreich geschah beinahe beiläufig – ein unscheinbares Schild an einer Landstraße, aber dennoch spürte ich sofort: Es hat sich was verändert. Die Bergwelt wurde ruhiger, die Farben weicher, die Täler breiter.

Über die Pustertaler Höhenstraße rollte ich schließlich in Richtung meiner heutigen Unterkunft. Eine angenehm zu fahrende Strecke, die mit schöner Aussicht und wenig Verkehr den Tag würdig ausklingen ließ.

Und dann – ganz zum Schluss – noch ein klassischer Tourabschluss: Am Imbissstand „Platzhirsch“ gab’s eine ordentliche Portion Currywurst mit Pommes. Die perfekte Belohnung nach einem intensiven Tag im Sattel – unkompliziert, deftig, genau richtig.

Und tierisch wurde es auch noch: Der Imbissbesitzer hatte seinen kleinen Hund Rocky dabei – ein freundlicher, wuscheliger Kerl mit großem Interesse an meiner Wurst und meinen Pommes. Leider durfte er davon nichts abhaben – sein Herrchen passte auf – also blieb es bei ein paar kraulenden Streicheleinheiten. Ein liebevoller Moment zum Abschluss eines eindrucksvollen Tages.

Fazit: Was für ein Ritt. Heute war alles drin: Schnee, Nebel, Pass-Action, eiskalte Luft auf über 2.000 m, Temperaturen zwischen –2 °C und +7 °C – und dazu 255 Kilometer reinstes Kurvenmaterial. Die Dolomiten zeigten sich von ihrer wilden Seite – monumental, herausfordernd, unvergesslich. Die alte Lady hat brav geschnurrt, ich hab durchgehalten – und ja: Ich spüre es. In den Armen, in den Schultern – aber auch im Herzen. Ein Tag, der bleibt.

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2025-04-25 Italien